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Mehr Zeit für Kinder – unsere Argumente für die KinderZeitPlus

Immer mehr Mütter sind berufstätig. Und das ist gut so. Dafür haben wir jahrelang gekämpft. Das schleichende Ende des Alleinernährer-Modells verändert das Leben in den Familien. Allerdings ist es immer noch so, dass viele Mütter gerne mehr und viele Väter gerne weniger arbeiten würden. Der Alltag von Eltern sieht aber anders aus: Eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit kann bisher nur ein verschwindend geringer Teil verwirklichen. Es sind nach wie vor die Frauen, die oft in Teilzeit arbeiten. Umgekehrt sieht es bei der unbezahlten Arbeit aus: Frauen übernehmen nach wie vor den  Großteil der Sorge-  und Pflegearbeit.

Gerade in Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, und bei berufstätigen Alleinerziehenden fehlt die Zeit. Täglich jonglieren Eltern zwischen Arbeit, Kita und Schule, Einkaufen, Haushalt, vielleicht mal ein Abend im Kino, viele würden sich gerne mehr engagieren – die Tage sind vollgepackt mit Dingen, die noch erledigt werden müssen. Wir wollen, dass Familien so leben können, wie sie es sich selbst vorstellen. Wir wollen (steuerliche) Fehlanreize, die einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbsarbeit entgegenstehen, beseitigen. Wir wollen, dass auch berufstätige Eltern – Väter wie Mütter – mehr Zeit für ihre Kinder haben und Erwerbs- und Familienarbeit fair untereinander aufteilen können. Wir wollen, Familien konkret in ihrem Alltag unterstützen und ihnen Gestaltungsspielräume verschaffen.

Familienministerin Schwesig hat ihr Modell einer Familienarbeitszeit vorgestellt – weitere Monate staatlicher finanzieller Unterstützung für jene Eltern, die beide zwischen 28 und 32 Stunden arbeiten. Wir wollen aber kein enges Korsett, das nur 3 Prozent der Eltern hilft, sondern mehr Gestaltungsmacht über Zeit für die Familie. Wir wollen mehr Zeit für Fürsorge und Kinder und wir wollen mehr Gleichberechtigung zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Eltern – und dies mit mehr Freiheit und Gestaltungsräumen.

Deshalb haben wir die KinderZeitPlus entwickelt. Mit der KinderZeitPlus docken wir an das bewährte Elterngeld an und denken es weiter, denn:  Eltern brauchen auch Zeit für ihre älteren Kinder. Kern der Idee ist, dass Eltern über die ersten 14 Lebensmonate ihres Kindes hinaus eine Lohnersatzleistung bekommen, wenn beide mindestens halbtags arbeiten. Von den von uns insgesamt vorgesehenen 24 Monaten sind acht Monate für die Mutter und acht Monate für den Vater reserviert, sie sind nicht übertragbar. Acht weitere Monate können die beiden untereinander aufteilen. Damit erhöhen wir die Beteiligung der Väter, wenn die Eltern die KinderZeitPlus voll ausschöpfen wollen. Im Gegensatz zum ElterngeldPlus, bei dem es immer nur die Hälfte des Elterngeldes gibt, unabhängig davon, wie viele Wochenstunden die Eltern arbeiten, ist die KinderZeitPlus sehr flexibel und passt so ins Leben vieler Familien: Denn wenn die Eltern halbtags arbeiten, „verbrauchen“ sie ihren Anspruch auch nur halb und können die KinderZeitPlus dafür doppelt so lange in Anspruch nehmen. Wenn sie 30 Stunden in der Woche arbeiten, „verbrauchen“ sie ihren Anspruch zu einem Viertel und können die Leistung vier Mal so  lange in Anspruch nehmen. Und weil es im Leben Phasen gibt, in denen Eltern auch für ältere Kinder mehr Zeit brauchen, können sie die KinderZeitPlus bis zum vierzehnten Geburtstag des Kindes in Anspruch nehmen – sei es rund um die Einschulung, den Übergang in eine weiterführende Schule oder bei schwierigen Lebensereignissen wie einer Scheidung oder einer Erkrankung in der Familie. Selbstverständlich brauchen wir Ankündigungsfristen, damit die KinderZeitPlus für die Arbeitgeber planbar ist. Nach dem ersten Lebensjahr müssen mindestens 20 Wochenstunden gearbeitet werden, um weiterhin finanzielle Unterstützung zu erhalten.

Wir vertrauen den Eltern, dass sie die KinderZeitPlus dazu nutzen werden, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es sich wünschen, aber bislang kaum umsetzen können: als partnerschaftlichere Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit. Diese Aufteilung unterstützen wir konkret durch die Verlängerung der Vätermonate. Wir schaffen Anreize für Mütter, schnell wieder berufstätig zu sein, ohne sofort in die Vollzeit zu müssen und gleichzeitig Anreize für Väter, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Das wird ohne eine Ausweitung der Lohnersatzleistung nicht gehen. Denn besonders wichtig ist uns, dass die Möglichkeit, mehr Zeit für ihre Kinder zu haben, allen Eltern offen steht. Klar können sich sehr gut verdienende Eltern schon heute leisten, weniger zu arbeiten.  Deshalb ist die KinderZeitPlus nach oben gedeckelt, genau wie das Elterngeld. Aber dem Bürokaufmann und der Bäckereifachverkäuferin müssen wir einen Teil ihres Lohns ersetzen, wenn wir ihnen die Möglichkeit eröffnen wollen, in bestimmten Phasen mehr Zeit für ihre Kinder zu haben. Und vielen Alleinerziehenden  hilft unser Modell, aus dem Hartz-IV-Bezug herauszukommen.

Im Gegensatz zu dem von Ministerin Schwesig propagierten Modell der Familienarbeitszeit, das nur auf Eltern zugeschnitten ist, die beide zwischen 28 uund 32 Wochenstunden erwerbstätig sind, ist die KinderZeitPlus für einen Großteil der Eltern alltagstauglich. Wenn beide 32 Stunden berufstätig sind, ist das vielleicht für die Gleichstellung optimal – aber was nutzt es, wenn es weniger als zwei Prozent der Eltern sind, die Familienarbeitszeit überhaupt in Anspruch nehmen können?

Eltern brauchen Zeit, gute Kitas und gute Schulen und eine solide materielle Absicherung. Die KinderZeitPlus ist ein wichtiger Baustein in diesem Dreiklang. Sie schafft mehr Zeit für Kinder und verbessert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf einem Level, den Väter und Mütter sich tatsächlich wünschen – vollzeitnah, aber nicht immer Vollzeit. Drückt uns und den Familien die Daumen, dass die BDK den Weg frei macht, die KinderZeitPlus in der grünen Familien- und Arbeitszeitpolitik zu verankern.

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