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Gentechnik auf dem Teller? Immer noch NEIN DANKE!

Über unsere GRÜNE-DNA.

Im Bundestagswahlprogramm 2017 verkünden wir auf S. 9: „Mit uns gibt es gutes Essen ohne Gift und Gentechnik“.

Und auf S. 28: „Wir werden ein Gentechnikgesetzauflegen, das unsere Äcker und unsere Teller frei von Gentechnik hält, auch wenn sie sich als „neu“ tarnt.“

Durch einen Beschluss unseres Bundesvorstandes reiben sich nun nicht wenige von uns die Augen, weil darin unsere Ablehnung der Gentechnik in der Landwirtschaft relativiert wird, wenn es heißt:

„So sprechen wir Grünen uns gegen Genveränderungen bei Lebensmitteln aus, sollten aber noch einmal hinterfragen, ob bestimmte neue Technologien nicht helfen könnten, die Versorgung mit Nahrungsmitteln auch dort zu garantieren, wo der Klimawandel für immer weniger Regen oder für versalzenen Boden sorgt. Das hieße jedoch, die in marktschädlichen Oligopolen organisierten Konzerne so zu regulieren, dass sie in neuer Form am Ende der Allgemeinheit, also zum Beispiel auch den Kleinbauern des Südens dienen. Wir werden also über die Frage unseres Umgangs mit neuen Techniken sprechen und genauso darüber, wie und über welche Anpassungsstrategien dieses Ziel künftig erreicht werden kann.“

Doch Gentechnik in der Landwirtschaft ist eben auch dann nicht in Ordnung, wenn die Profitverteilung breiter geplant wird. Die Ablehnung der Gentechnik im Essen gehört zur GRÜNEN-DNA, daran sollten wir bei aller Kompromissbereitschaft nicht rütteln und auch nicht andeuten, dass wir darüber nachdenken, dies zu tun. Sonst gefährden wir unsere Glaubwürdigkeit bei allen gentechnikablehnenden Verbraucher*innen, Landwirt*innen und nicht zuletzt auch die Zusammenarbeit mit den Umweltschutzorganisationen, unseren wichtigen Bündnispartnern.

Der BUND schreibt: „Die Versprechen, mit gentechnisch veränderten, patentierten Pflanzen höhere Erträge und weniger Chemie auf dem Acker zu haben oder gar den Hunger zu bekämpfen, haben sich nicht erfüllt. Stattdessen werden erheblich mehr Spritzmittel eingesetzt und die Entwicklung von Resistenzen bei Beikräutern und Insekten beschleunigt sich. Sogenannte "Nichtzielorganismen" werden ge fährdet und die Artenvielfalt im Agrarraum wird weiter reduziert. Dabei lässt sich die Aus breitung transgener Pflanzen nicht begrenzen und die Koexistenz mit anderen Anbau systemen nicht sichern. Schließlich gefährden sie auch die menschliche und tierische Gesundheit, denn neben den geplanten neuen Eigenschaften können unerwartete Effekte auftreten, die die Sicherheit der daraus hergestellten Produkte beeinträchtigen.“

Greenpeace sagt über Gentechnik: „Auch die Mehrheit der Landwirte in Deutschland will keine Gen-Pflanzen auf dem Acker. Sie wissen: Der Anbau lohnt sich nicht. Weltweit konzentriert sich der Anbau auf wenige Länder und auf wenige gentechnisch herbeigeführte Eigenschaften. In der Praxis versagen Gen-Pflanzen nach wenigen Jahren, es bleiben hohe Saatgutpreise und ein erhöhter Bedarf an Pestiziden – ein ökologisches und ökonomisches Desaster. Die Versprechen der Gentechnikindustrie mit höheren Erträgen den Welthunger bekämpfen zu können, sind zudem längst widerlegt.“

Und NABU bemerkt: „Gentechnik-Befürworter beteuern, dass durch den GVO-Anbau der Einsatz von Pestiziden minimiert wird. Die Realität zeigt aber, dass der Pestizideinsatz – nach einer kurzen Phase der Reduktion – nach mehreren Jahren wieder ansteigt, teilweise um mehr als zehn Prozent. Zudem können sich resistente „Superunkräuter“ entwickeln. So zum Beispiel bei Raps, der gentechnisch so verändert wurde, dass er in Kanada gegen drei verschiedene Unkrautbekämpfungsmittel resistent wurde. Doch Rapssamen bleiben im Boden über zehn Jahre keimfähig und wachsen immer wieder durch; sie müssen dann mit noch härteren Mitteln bekämpft werden. Ähnliche Probleme werden von Soja in Südamerika berichtet.

Studien aus England zeigen, dass der Anbau von winterhartem GV-Raps erhebliche negative Folgen für die Artenvielfalt hat. Der Einsatz des Breitbandherbizides führt dazu, dass über die Hälfte der Schmetterlinge deutlich geschädigt werden, große Einbrüche bei Bienen und Erdhummeln zu verzeichnen sind und zudem 30 Prozent weniger Futterpflanzen für Vögel im Vergleich zu konventionellen Feldern existieren. Bereits auf konventionellen Äckern ist der Tisch für Vögel nicht reich gedeckt, doch finden sie noch viel weniger Nahrung auf GV-Flächen.“

Wir sollten wie die Umweltschutzorganisationen weiterhin zur Ablehnung der Gentechnik im Essen stehen, warum sollten wir nach dem salzwasserresistenten Gen-Reis sonst noch dagegen sein, dass Gen-Mais durch eigene Wirkstoffe Insekten abtötet, dass Gen-Tomaten so groß wie Kürbisse werden oder Gen-Brathühnchen gleich mit acht Beinen in den Ofen wandern? Die Nichtbeachtung der Folgen hat schon oft zu Problemen geführt, nicht zuletzt bei der Atomkraft: Heute und die nächste Million Jahre haben wir mit den strahlenden Folgen zu kämpfen. Da gibt es durchaus Analogien zur Gentechnik, denn deren Folgen könnten ebenfalls über menschliche Zeitzusammenhänge hinaus wirken.

Wenn wir schon unsere Fortschrittsbereitschaft dokumentieren wollen, dann bitte nicht durch Gentechnik auf dem Acker. Wie wäre es stattdessen mit Bio-Anbau plus Jäte-Roboter? Zukunft und Technik können wir GRÜNE auch ohne gleich unsere Grundsätze, unsere GRÜNE-DNA, über Bord zu werfen, für die wir jahrzehntelang eingestanden sind.

Dann dürfen wir auch bei kommenden Wahlkämpfen, in kommenden Regierungen und gegenüber unseren Kindern und Enkeln weiterhin gemeinsam dafür einstehen: Gentechnik auf dem Acker, im Tier, im Essen? NEIN DANKE! Wir sind DIE GRÜNEN.

Autor: Philipp Schmagold

Dr. Philipp Schmagold entwickelt klimaschützende Wind- und Solarenergieprojekte, ist Lehrbeauftragter der Christian-Albechts-Universität zu Kiel und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Bundesverbandes Windenergie (BWE).

2 Kommentare

  1. GENTECHNIK auf dem Acker? 

    NEIN DANKE!

     

    !

  2. Sei mir nicht böse, aber dein Artikel langweilt mich. Es ist einzig und alleine eine Selbstversicherung, auf der richtigen Seite bei dieser Thematik zu stehen. Polemik á la: "Gen-Tomaten so groß wie Kürbisse werden oder Gen-Brathühnchen gleich mit acht Beinen." trifft einfach nicht den Punkt. Setze dich doch bitte sachlich mit den Argumenten auseinander, die von Seiten der Leuten vorgebracht werden, die sich mit den neueren Entwicklungen (CRISPR/Cas9) auseinandersetzen.

    Beispiel: Urs Niggli, Gentechnikgegner der ersten Stunde. Interview: http://www.taz.de/!5290509/